Über die Grenze

 Titel: Über die Grenze
Autor: Maja Lunde
Verlag: cbt
Seiten: 192

Inhalt:

Norwegen unter deutscher Besatzung 1942. Der zehnjährige Daniel und seine kleine Schwester Sarah müssen über die Grenze nach Schweden fliehen, wo ihr Vater wartet. Doch die Fluchthelfer werden verhaftet, und zwei norwegische Kinder springen ein: die zehnjährige Gerda, die gerade "Die drei Musketiere" gelesen hat und zu jedem Abenteuer bereit ist, und ihr Bruder Otto. Es wird für die vier Kinder ein Abenteuer auf Leben und Tod. 

Meine Meinung:

Über die Grenze von Maja Lunde ist eines dieser Bücher, bei denen es mir schwer fällt die richtigen Worte für das Gelesene zu finden. Doch worum geht es in dem Buch eigentlich?

Norwegen, 1942. Für die zehnjährige Gerda und ihren Bruder Otto beginnt eines nachts, mitten im zweiten Weltkrieg, ein wahres Abenteuer. Denn zwei weitere Kinder benötigen ihre Hilfe: Daniel und seine kleine Schwester Sarah, die zu ihrem Vater nach Schweden fliehen müssen.. 

Gerda lebt mit ihrer Familie im Doktorhaus ihres Heimatortes und ist ein richtiges Energiebündel. Um ehrlich zu sein, ist es mir am Anfang etwas schwer gefallen, mit ihr warm zu werden. Zwar bin ich mir ihres Alters bewusst, aber trotzdem hat sie auf mich teilweise sehr naiv gewirkt. Umso schöner war es dann für mich mitzuerleben, wie sie im Verlauf des Buches immer weiter über sich hinaus wächst, sich der Grausamkeit des Krieges bewusst wird und trotzdem nie ihren Mut verliert. Besonders beeindruckt hat mich dabei auch ihre Stärke sowie ihre Kreativität, um aus der ein oder anderen brenzligen Situation zu entkommen. 
Im Gegensatz zu Gerda sind die anderen Charaktere meiner Meinung nach leider etwas blass geblieben. Gerade über Daniel und Sarah hätte ich gerne noch so viel mehr erfahren - gerade, was den Hintergrund ihrer Flucht betrifft und wie sie sich dabei fühlen. Trotzdem hat es mir gefallen, wie die Charaktere im Verlauf der Geschichte zusammen gewachsen sind. 
Wir waren einer für alle, alle für einen, genau wie die Musketiere. (Seite 157)

Ich finde es unheimlich wichtig, dass die Zeit des Nationalsozialismus niemals in Vergessenheit gerät und auch Kinder/Jugendliche darüber aufgeklärt. Deswegen war ich unglaublich gespannt darauf, wie die Thematik für die junge Zielgruppe umgesetzt wurde. Der Schreibstil von Maja Lunde war sehr kindgerecht und hat sich dadurch für mich sehr angenehm lesen lassen. Man begleitet die vier Kinder aus Sicht von Gerda auf ihrer Reise und bekommt somit die Gedankengänge von ihr hautnah mit. Hin und wieder hätte ich mir hierbei auch einen Einblick in die Gedankenwelt der drei anderen Charaktere, insbesondere von Sarah und Daniel gewünscht, um mehr über ihre Geschichte zu erfahren.
Meiner Meinung nach ist es der Autorin gelungen eine gute Mischung aus einer gewissen Spannung, einigen Hintergrundinformationen und auch einigen humorvollen Szenen zu finden. Besonders schön fand ich dabei, dass sie die Geschichte durch alltägliche Themen wie Streitigkeiten zwischen Geschwistern immer wieder aufgelockert hat und auch wichtige Themen wie Freundschaft, Mut und den Umgang mit Ängsten immer wieder herausgestellt hat, ohne das eigentliche Thema aus den Augen zu verlieren. 

Ich verstand immer noch nicht alles, aber eines wusste ich jedenfalls. Irgendetwas lief hier völlig verkehrt. Es war verkehrt, dass Menschen kein Land besitzen durften, nur weil sie nicht an Jesus glaubten und ihre Kirche Synagoge nannten. Und es war verkehrt, dass sie nicht mehr in Norwegen sein durften. (Seite 96)

Das Cover des Buches gefällt mir sehr gut und ist mir direkt ins Auge gesprochen. Schön finde ich dabei, dass es die vier Kinder auf ihrem "Abenteuer" zeigt. Aber nicht nur die Außengestaltung ist gelungen, sondern auch die Gestaltung der einzelnen Kapitel, denn jedes Kapitel wird mit einer kleinen Illustration eingeleitet. 

Alles in allem ist Über die Grenze meiner Meinung nach ein gelungenes Kinder- und Jugendbuch, welches der Zielgruppe die Thematik des Nationalsozialismus altersgerecht näher bringt. 

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar. 

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