Regenglanz

 Titel: Regenglanz
Autor: Anya Omah
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Seiten: 512

Inhalt:

Verletzlich, aber stark

Kunststudentin Alissa arbeitet neben der Uni als Tätowiererin. Sie ist gut in ihrem Job, ausgesprochen gut. Nur scheint das ihren neuesten Kunden nicht zu interessieren, der sich offenbar kein Tattoo von einer Frau stechen lassen will. Sexistischer Mistkerl.

Entschlossen, aber sanft

Als Sportstudent Simon Alissa das erste Mal sieht, rauben ihm ihre tiefblauen Augen fast den Atem. Er fühlt sich sofort von ihr angezogen - und will ihr auf keinen Fall das extrem peinliche Tattoo zeigen, das eigentlich überstochen werden soll. Aber nun hält sie ihn für ein Arschloch. Und das ist noch schlimmer. 

Zusammen, aber verloren 

Alissa und Simon. Während der Sitzung lernen sich die beiden kennen - und mit jedem Treffen knistert es mehr. Doch keiner von ihnen ahnt zu diesem Zeitpunkt, dass sie mit ihrer beginnenden Beziehung gerade ein Tabu brechen.. 

Meine Meinung:

Eigentlich möchte Simon sich für ein peinliches Tattoo nur ein Cover Up stechen lassen. Doch schon beim ersten Zusammentreffen knistert es gewaltig zwischen ihm und seiner Tätowiererin Alissa. Eigentlich sind beide aus unterschiedlichsten Gründen nicht auf der Suche nach einer Beziehung. Aber können sie der Anziehung widerstehen?

Alissa wirkt im ersten Moment nicht nur sympathisch und aufgeschlossen, sondern vor allem auch sehr tough. Sie studiert Kunst und arbeitet nebenbei als Tätowiererin. In ihrem Job kämpft sie nicht nur erfolgreich gegen sämtliche Vorurteile (meist von männlichen Kunden) an, sondern kann vor allem auch ihrer Leidenschaft, der Kunst, nachgehen. Man kann förmlich spüren, wie sehr sie dafür brennt. Nach und nach merkt man allerdings auch, dass so viel mehr hinter der toughen Fassade steckt. Ihr familiärer Hintergrund belastet Alissa nämlich sehr, wobei sie diese Gefühle auch offen zur Schau trägt und allmählich einen Weg findet, damit umzugehen. 
Aber nicht nur Alissa ist total sympathisch, sondern auch Simon. Er treibt gerne und viel Sport, studiert Sport und arbeitet neben dem Studium als Barkeeper. Simon ist einfach ein richtiger Sonnenschein - humorvoll, charmant, einfühlsam und äußerst rücksichtsvoll. Dabei hat mir vor allem sein Umgang mit Alissa gefallen, denn er drängt sie nie, sondern steht ihr immer unterstützend zur Seite. Dabei hat Simon selbst mit seiner Vergangenheit zu kämpfen, wobei ich hierzu gerne noch etwas mehr gelesen hätte.
Obwohl zwischen den beiden Charakteren von Anfang an eine gewisse Anziehung geherrscht hat, hat sich die Beziehung doch in einem sehr authentischen Tempo entwickelt. Dabei hat mir vor allem die Dynamik zwischen den Charakteren gefallen. Sie haben sich Zeit gelassen, sich richtig kennenzulernen, haben Witze gerissen, aber auch Verständnis füreinander gezeigt und vor allem auch in schwierigen Situationen miteinander kommuniziert. 

Simons Arme legen sich noch etwas fester um mich. Und als er sein Kinn auf meinen Kopf legt, habe ich das Gefühl, noch nie so perfekt in die Arme eines anderen Menschen gepasst zu haben. (Seite 301)

Aber nicht nur Alissa und Simon habe ich sofort in mein Herz geschlossen, sondern auch sämtliche Nebencharaktere des Buches. Vor allem Alissas beste Freundinnen Leo und Calla waren einfach nur toll und mir hat es total gefallen, wie ehrlich sie jederzeit miteinander umgegangen sind und sich gegenseitig unterstützt haben. Genau diesen Zusammenhalt konnte man auch bei Simons Familie sehen, wodurch sie alle sehr herzlich und aufgeschlossen wirkten. Der heimliche Star war dabei allerdings Oma Lotte. Etwas anders sah es da bei Alex, Simons bestem Freund aus, den ich irgendwie nicht so ganz einschätzen konnte. Aber auch er hat gezeigt, dass es immer hinter Simon steht, wenn es darauf ankommt. 

Regenglanz ist eines dieser Bücher, auf das ich schon seit Wochen hin gefiebert habe und auch definitiv nicht enttäuscht wurde. Erst einmal mit dem Buch angefangen, war ich sofort in der Geschichte von Alissa und Simon gefangen und bin nur so durch die Seiten geflogen. Der Schreibstil von Anya Omah lässt sich nämlich sehr angenehm lesen und ist dabei sowohl atmosphärisch als auch detailreich, ohne überladen zu wirken. Vor allem zu Beginn ist die Geschichte zudem locker leicht und sehr humorvoll, wobei man ziemlich schnell merkt, dass so viel mehr hinter den beiden Charakteren steckt. So hat es die Autorin geschafft, die unterschiedlichsten Gefühle in mir hervorzurufen. Ich habe gelacht, mit den Charakteren mit gefiebert, mich gefreut, aber auch das ein oder andere Tränchen verdrückt. Dies wurde vor allem dadurch verstärkt, dass die Geschichte abwechselnd aus Alissas und Simons Sicht erzählt wurde, wodurch man die Emotionen hautnah miterleben konnte. Besonders gut hat mir außerdem gefallen, dass es immer wieder Wendungen gab und auch einige wichtige Themen eingebunden wurden, weshalb die Geschichte niemals langweilig wurde und auch mit einer gewissen Tiefgründigkeit bestach. Allerdings muss ich auch zugeben, dass mir die Geschichte auf den letzten 100 Seiten fast einen Ticken zu dramatisch wurden. Aber das ist wirklich Meckern auf hohem Niveau, denn die Geschichte findet mit dem Epilog einen runden Abschluss. 

"Es ist in Ordnung, falls du das nicht bist. Wenn wir zusammen sind - in welcher Form auch immer -, kannst du sein, wer, was und wie du willst. Du brauchst dich niemals zu verstellen, okay?" (Seite 314)

Aber nicht nur die vielschichten Charaktere und der tolle Schreibstil konnten mich überzeugen, sondern auch das gesamte Setting des Buches. Durch den bereits erwähnten detailreichen Schreibstil hatte ich nicht nur einmal das Gefühl, dass ich mit den beiden Charakteren bei Simons Familie am Mittagstisch sitze oder die (verborgenen) Sehenswürdigkeiten Hamburgs erkunde. So konnte man die Stadt nochmal auf eine ganz andere Art und Weise kennenlernen, wodurch ich am liebsten in den nächsten Zug Richtung Hansestadt gestiegen wäre. Des Weiteren hat mir gefallen, dass immer wieder Tattoos und insbesondere Kunst thematisiert wurden. Dabei fand ich es schon fast etwas schade, dass der erste Aspekt im Verlauf der Geschichte immer mehr in den Hintergrund gerückt ist. 

Das Cover des Buches finde ich traumhaft schön - vor allem auch, weil es auch eine tolle Verbindung zur Geschichte herstellt. Der farbige Buchschnitt tut dabei sein Übriges. Ich kann es kaum erwarten, dass die Reihe vollständig in meinem Regal steht. 

Abschließend kann ich nur sagen, dass ich trotz kleinerer Kritikpunkte in Regenglanz ein weiteres Jahreshighlight gefunden habe. Die Geschichte von Alissa und Simon war so voller Emotionen, tiefgründig, aber eben auch einfach wunderschön. Vor allem aber haben mich die authentischen und vielschichten Charaktere überzeugt und ich freue mich schon darauf im Februar wieder in den hohen Norden reisen zu können. 

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar! 

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